Wer selber die wunderbare Musik des C64 aufnehmen will sollte einige dinge beachten.
SOUNDKARTE
Sehr gute Erfahrungen habe ich mit der Creative Soundblaster-Z, hier kann der C64 direkt und ohne extra Mischer angeschlossen werden.
Aufgrund des geringeren Rauschens und der getrennten Erdung ist eine externe USB-Soundkarte eventuell auch keine schlechte Wahl,
hier aber darauf achten das sie mit USB 3.0 kompatibel ist da die Übertragungsgeschwindigkeit über USB 2.0 bei hohen Qualitätseinstellungen
nicht ausreicht.
SOFTWARE
Als Software ist Audacity Ideal und bietet alle erforderlichen Funktionen.
Unter Einstellungen -> Qualität -> WAV 96 kHz, 24 Bit Float Auflösung wählen und
den richtigen Audioeingang auswählen, die Aufnahmelautstärke auf max -6 dB einstellen.
Für die Wiedergabe auf dem C64 ist der PSID-Player am besten geeignet, der Player wird automatisch
vom PSID64-Tool hinzugefügt, das Songs im PSID- oder RSID-Format in ausführbare C64-Dateien konvertiert.
Nach der Umwandlung, z.B. vom HVSC aus kann die Datei direkt auf einem Commodore 64 ausgeführt werden.
KABEL / NETZTEIL / EXTERNE GERÄTE
Hochwertige abgeschirmte Cinch-Verbindungskabel verwenden und das original Netzteil gegen ein neues autauschen,
die alten Ziegelsteine sind tickende Zeitbomben und produzieren teilweise extreme Störgeräusche.
Zusätzlich ist auch ein Netzfilter sinnvoll der das Rauschen reduziert.
Externe Geräte wie eine Floppy, die über dieselbe Masse angeschlossen sind, tragen ebenfalls zum Störgeräuschen bei.
Um die PSID Datei auf den C64 zu überspielen kann man ein SD2IEC oder 1541 Ultimate nutzen,
auch das Kerberos-Erweiterungsmodul ist gut geeignet, hier können die Songs per MIDI-Schnittstelle übertragen werden.
Die Videoausgabe verursachte auch Rauschen, im besten Fall wird der Monitor bei jeder Wiedergabe eines Songs getrennt.
(Ein moderner TFT verursacht weniger Rauschen als ein klassischer CRT-Bildschirm)
Oft vernachlässigt wird die Tatsache, dass der Videochip des C64 selbst durch Anzeige des Bildschirms und des damit verbundenen
unterschiedlichen Stromverbrauchs Rauschen erzeugt. Um dies zu überwinden, kann der PSID-Player
den Bildschirm durch Drücken von DEL ausschalten.
TEST
Um die Amplitude des verbleibenden Rauschens zu testen, wird auf einfache Weise der SID-Ausgang kurz aufgezeichnet.
Den Bildschirm auf Schwarz ändern (POKE 58280,0 + Poke 53281,0) und der Ausgang des SID muss mit POKE 54296,15 aktiviert werden.
Die Wellenformansicht in Audacity kann in "Spektrogrammansicht" geändert werden, wobei die y-Achse die Frequenz,
die x-Achse die Zeit und die Farbskala die Amplitude anzeigt.
Standardmäßig ist Magenta -60 dB, Dunkelblau -80 dB und Grau -100 dB.
Das auffälligste Rauschen liegt typischerweise bei etwa 16 kHz, was durch die zuvor beschriebenen Aktionen unter -60 dB unterdrückt werden sollte.
Dieses Beispiel zeigt die Spektrogrammansicht von Audacity mit vier Audiospuren.
Die ersten beiden Spuren zeigen die frequenzaufgelösten Amplituden einer Aufnahme mit Rauschen.
Bei 16 kHz ist ein signifikantes Signal zu sehen, das die ganze Zeit permanent vorhanden ist.
In der kurzen Pause gegen Ende ist auch eine Rauschstruktur unter 16 kHz sichtbar.
Die unteren beiden Spuren zeigen denselben Song, der unter Berücksichtigung aller Vorsichtsmaßnahmen für Geräusche aufgenommen wurde.
Die zuvor beschriebenen Rauschartefakte sind fast verschwunden.
Dieser Screenshot von Audacity zeigt eine einzelne Audiospur, die ohne Musikwiedergabe aufgenommen wurde.
Im Hochfrequenzbereich ist noch ein unstrukturierter sehr niedriger Rauschpegel zu sehen.
Die hellblauen Punkte entsprechen jedoch Amplituden kleiner als -100 dB.
Bei niedrigen Frequenzen kann ein erhöhtes Rauschen gemessen werden, obwohl die Magenta-Amplitude immer noch Signalen entspricht,
die kleiner als -60 dB sind. Vor dem Starten einer Aufnahmesitzung müssen die Songs mit dem PSID64-Tool
konvertiert und auf den C64 übertragen werden, z. indem Sie sie auf die SD-Karte der 1541 kopiert werden.
Um Zeitverlust zu vermeiden, wird empfohlen, das Grundrauschen in der Spektrogrammansicht vor dem Start einmal zu überprüfen.
Die Länge des Songs aus der HVSC-Datenbank ist eine grobe Schätzung und nicht immer korrekt.
Daher sollte jeder Song vor der Aufnahme mindestens einmal angehört werden.
Auch die Lautstärke variiert zwischen den Songs und die Verstärkung muss angepasst werden.
Welchen SID?
Die anzeige des erzeugten PSID Programms verrät für welchen Typ der Song geschrieben wurde,
dies ist wichtig da Filter und Klang sehr unterschiedlich sind.
Um nicht immer den C64 zu wechseln empfiehlt sich eine Stereo-SID Platine
es stehen verschiedene Lösungen zur Verfügung. Derzeit kann ich die Lösung von Henning Bekel empfehlen.
Der bemerkenswerte Vorteil ist die getrennte Stromversorgung der SID-Chips,
die das Rauschen des Videochips sowie der verbleibenden C64-Karte reduziert.
Auch die SIDFX-Patine ist sehr zu empfehlen. diese wird bereits komplett fertig geliefert.
Insbesondere beim 6581 klingt jeder einzelne SID-Chip sehr unterschiedlich, hier braucht man Zeit
und mehr als einen 6581 SID um vergleichen zu können und den besten für den jeweiligen Musiker zu finden.
Komponisten wie Rob Hubbard, Ben Daglish oder Martin Galway verwendeten jedoch keine fünf verschiedenen C64,
mit ein wenig Erfahrung ist es möglich, den richtigen SID zu finden.
Der spätere SID 8580 klingt anders als der 6581, beim 8580 wurden "Bugs" behoben, bei denen die Wiedergabe
von digitalisiertem Sound fast stumm geschaltet ist. Auch die analogen Filter sind viel präziser und direkter.
Die Revisionen des 8580 haben nahezu identische Wiedergabeeigenschaften.
In erster Linie fällt der "hellere" oder "dunklere" Klang auf.
Aktuelle Songs wie z.B. von LMan oder Linus klingen nur auf einem 8580 korrekt,
ältere Songs und die meisten mit Digis nur auf einem 6581.
Den SID gibt es also nicht, eine gute Auswahl verschiedener Typen ist Voraussetzung
wenn man ernsthaft und in guter Qualität C64 Musik aufnehmen will.
Emulatoren können nicht zu 100% den teilweise Analogen Aufbau des SID
nachbilden, auch wenn der FPGA-SID das schon verdammt gut kann.
Auf meiner Webseite sind alle Aufnahmen mit einem original Brotkasten, neuem Netzteil, der SIDFX-Platine
und einer Auswahl verschiedener SID´s gemacht worden. Das alles um die einzigartige Musik des
Commodore 64 in bester Qualität genießen zu können.
Chris Huelsbeck hat auf Bandcamp viele Alben, darunter original Aufnahmen
von C64 und Amiga von alten und auch neuen Stücken.
Das aktuelle Turrican 4 "Rise Of The Machine" und die
C64 "Original Sound Version" Alben wurden von mir aufgenommen,
es war mir eine Freude.
Bandcamp